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2. Bericht 2010

Bei meinen Auslandsaufenthalten begegne ich auch außerhalb der Auffanglager, die ich besuche, fast täglich Tieren, die vom Tod bedroht sind. „Kurioser Höhepunkt“ war im September eine in sengender Sonne auf dem Rücken liegende Möwe. Durchhaltevermögen und fortwährende Bemühungen bzgl. der Klärung der Zuständigkeiten waren nötig, bis dem hilflosen Tier letztendlich in einem staatlichen Wildtier-Reservat kompetent geholfen werden konnte. Die Möwe hat sich in deren Obhut mittlerweile von einem Magen- und Darmvirus erholt und wurde wieder in die Freiheit entlassen.

Weitaus häufiger begegnen mir allerdings Hunde und Katzen. Mit „offenen Augen“ kann man sie in jedem Ort und entlang der Straßen sehen. Die Voraussetzung, den Tieren direkt zu helfen, besteht natürlich im Vertrauensgewinn und einer dadurch möglichen Annäherung; das gelingt aber leider nicht immer. Diese Tiere sind entweder von Geburt an („mit der Muttermilch“) daran gewöhnt, im Menschen einen Feind zu sehen, oder sie haben erst später Grausamkeit durch Menschen erlitten und so ihre Schutzmechanismen ausgeprägt.

An einem Autobahnkreuz südlich von Murcia sah ich eine Schäferhund-Mischlingshündin. Ich musste gar nicht aussteigen, um zu erkennen, dass ich dieses gehetzte Tier niemals ohne Hilfe einfangen kann. So rief ich eine Bekannte an, die in der Nähe lebt. Ich erzählte ihr von dem Hund und sie wusste sofort, wen ich meinte: Die Hündin lebt seit vier Jahren (!) am Autobahnkreuz und bekommt auch jedes Jahr Nachwuchs! Meine Bekannte und andere Tierschützer vor Ort versuchen seit Jahren dieses arme Tier zu fangen. Sogar eine Hundefalle wurde angeschafft – leider blieben alle Versuche bislang ohne Erfolg.

Das Katerchen ist mittlerweile gesund!

Das Katerchen ist mittlerweile gesund!

Das Einfangen dieses kleinen Katers war einfach; er war zu geschwächt, um vor mir zu fliehen. Über das Elend der Katzen sagte eine spanische Freundin: „Die Situation der Hunde in Spanien ist schon grauenhaft – aber für das Elend der Katzen gibt es gar keine Worte.“

 TINKA

TINKA

 

  LESLIE

LESLIE

 

 

Eine Tierfreundin beobachtete immer wieder in ihrem Dorf bei Murcia eine scheue kleine Hündin. Nachbarn berichteten, dass die Hündin einer Emigranten-Familie gehörte, die wieder zurück in ihr Heimatland ging und die Hündin einfach auf der Straße „entsorgte“.

Als sich der Gesundheitszustand der Hündin ganz offensichtlich immer weiter verschlech-terte, fasste sie sich ein Herz, fing die Kleine unter großen Mühen ein und brachte sie in eine von Tierschützern geführte Auffangstation bei San Pedro.

Es stellte sich heraus, dass sich TINKA nicht nur in einem unglaublich verwahrlosten und geschwächten Zustand befand, sondern auch sehr betagt ist, weshalb wir für sie nahezu keine Vermittlungschancen sahen.

Aber alle unsere Bemühungen haben sich gelohnt! Nach zwei Monaten fanden wir bei Ingolstadt eine tierliebe Familie, die TINKA zu ihren anderen drei Hunden und einer Katze aufnahm. Seither ist TINKA sichtlich aufgeblüht und kann ihr Leben genießen. 

Einen „Sechser im Lotto“ hat auch LESLIE. Ihr Schicksal ist ähnlich dem von TINKA. Sie tauchte Anfang August in einem Wohnblock bei Alicante auf und war sehr scheu. Durch geduldiges, tagelanges Anfüttern gelang es einer Freundin sich der Hündin zu nähern und Tage später ein Halsband und eine Leine anzulegen. Auch LESLIE war stark abgemagert und ihr Fell glich einem Panzer aus Kletten. Heute ist LESLIE eine wunderschöne Hündin und wird von ihrem überglücklichen neuen Frauchen in München als „Einzelkind“ verwöhnt. 

Anfang November haben wir einen „Spanien-Hilfstransport“ erfolgreich durchgeführt.

1.300 Kilo Futter- und Sachspenden wurden von unseren Spaniern mit Begeisterung empfangen!

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Eine besonders großzügige Spenderin ermöglichte uns die Finanzierung für den Kauf von 18 Tier-Transportboxen, die wir sehr günstig beschafft haben und die separat (aber zeitgleich mit unserem eigenen Transport) per Spedition bei unseren spanischen Freunden ankamen. Von einer anderen Spenderin bekamen wir 15 Plastik-Hundebetten geschenkt (ideal, weil leicht zu desinifizieren). 

Danach ging eine weitere Hilfsfahrt nach Zeme in Norditalien in Stefanias Katzenasyl. Stefania und ihre Schützlinge freuten sich sehr über eine große Hilfslieferung von knapp einer Tonne Nass- und Trockenfutter, Katzenbetten, Kratzbäumen, Milchpulver für Katzen-babys und Transportkäfigen. 

Der Transporter für beide Fahrten wurde uns von einem befreundeten Verein zur Verfügung gestellt. Ganz herzlichen Dank – auch allen anderen Unterstützern unserer Hilfsfahrten! 

Stefan, der deutsche Aussiedler auf Gran Canaria (siehe Bericht vom Mai 2010), schickte kürzlich eine e-Mail: 

Seit Montag ist die Jagdzeit hier vorbei*! Endlich!!! Mitte Juli erfuhr ich, dass das Jagdverbot, welches nach den schrecklichen Waldbränden 2007 eigentlich fünf Jahre dauern sollte, nun nach drei Jahren aufgehoben wird. Das ist eben die kanarische Art: fünf ist drei, „mañana“ heißt morgen, nächste Woche oder niemals. 

* –  Anmerkung: Jagdsaison Gran Canaria vom 1.8.-31.10 2010 Jagd mit Hunden und Frettchen auf Kaninchen und vom 12.9.-31.10. alle anderen erlaubten Tiere wie Feldhühner, Tauben aber auch verwilderte andere Tiere (…), Quelle: El Día.

In aller Eile habe ich dann zwei Hausruinen so renoviert, dass ich 17 besonders zutrauliche Katzen dort einsperren konnte. 50 Tage Knast! Die anderen Katzen, und etliche Hühner und Enten aus dem Dorf, haben Peter und ich mit Stöcken bewaffnet verteidigt. Wir hatten eigens auch zwei Funkgeräte anschaffen müssen. Und sogar unser Maultier FERDI war täglich mit im Einsatz und leistete großartige Hilfe. 

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Die Jäger dürfen nämlich nicht nahe an bewohnten Gebieten jagen, dennoch widersetzen sie sich den Gesetzen und versuchen es natürlich trotzdem. Wir haben alle Jäger rechtzeitig erwischt und wieder „hinausbegleitet“.

Das war wirklich viel Arbeit! Aber es hat sich gelohnt. Wir leben ALLE noch!!!

Die hiesige Jägerschaft hat sich „neue“ Hunde zugelegt. Es ist wohl jetzt schick, mit diesem englischen Schlappohr-Jagdhund herumzulaufen. Die Jäger nennen sie „Perro de pluma“, also „Federhund“, weil er die bedauernswerten Rebhühner aufstöbern soll. Ich habe Hunderte von ihnen zu sehen bekommen, die meisten waren (noch) gut im Futter. Was aus den „Alten“ geworden ist, den Podencos, Galgos, Pointern… mag ich mir gar nicht vorstellen…

Bei Isabel, meiner spanischen Nachbarin auf der anderen Talseite, stehen ca. 15 Katzen auf der Kastrations-Warteliste. Isabel hat ein sehr schönes Futterhaus gebaut, welches wir zusammen bewirtschaften. Das hat sich natürlich bei einigen hungrigen Tieren herumgesprochen, und jetzt drängt die Zeit! Damit sich diese Tiere nicht auch noch vermehren, habe ich eine dringende Bitte an Euch: Könnt Ihr uns bei den Kastrationen finanziell „unter die Arme greifen“? 

Schnelle Antwort war nötig. Wir kennen eine engagierte Tierärztin auf Gran Canaria und haben bei ihr umgehend die Kastration von fünf Katzen in Auftrag gegeben. Das Geld, aus unserem Etat für absolute Notfälle, haben wir auf das Klinikkonto überwiesen und nun hoffen wir abermals auf Ihre Hilfe. 

Jede Unterstützung gibt auch den tierlieben Menschen direkt vor Ort Zuversicht und Hoff-nung weiterzumachen und das Leben der von ihnen geretteten Tiere erträglich zu gestalten.

Geld regiert die Welt und diese leider unabwendbare Tatsache lässt uns, immer stellvertretend für die Tiere, zu engagierten und überzeugten „Bittstellern“ werden. 

München, November 2010,

 

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