Gleich nach unserer Ankunft auf Gran Canaria im März konnten wir im Ferienort San Augustin wieder 15 Katzen und sieben Hunde kastrieren lassen. Besonders will-kommen waren unseren langjährig befreundeten Tierschutz-Kollegen wiederum Futtermittel, Medikamente (u. a. Antiparasitika) und Microchips die wir durch eigene Mittel und Spenden möglich machten.
Der emotionalste Höhepunkt und zugleich eine große Herausforderung war aller-dings ein Fast-Zusammenstoß mit einer bis aufs Skelett abgemagerten Podenco-Canario-Hündin als wir mit dem Auto unterwegs waren. Die Sicherstellung ihres Wohlbefindens, tierärztliche Betreuung, sowie die Organisation einer Unterkunft für DHABI, wie wir sie nannten, bis zum Tag ihres Fluges nach Deutschland war schwierig – nicht zuletzt auch wegen der völlig fehlenden Unterstützung des größten örtlichen Tierschutzvereines.
Allein auf dieser kanarischen Insel (die zwei Hunde im Wappen trägt) mit knapp über 800.000 Einwohnern sind 14.000 Jäger in Jagdverbänden registriert und organisiert. Der Bestand der Podenco Canarios auf allen kanarischen Inseln wird auf mehr als 100.000 Hunde geschätzt, Jagdhund-Rassen gesamt auf 150.000 Hunde.
Diese Tiere werden ausschließlich für die Meutejagd auf Kaninchen gezüchtet, die drei Monate im Jahr stattfindet.
Soweit die nüchternen Zahlen. Für die einzelnen Tiere bedeutet das: Lebenslang eingesperrt sein in einer oft heißen, dunklen Baracke, isoliert von der Außenwelt, weitab vom Haus der Jäger in den Bergen gelegen und daher oft tagelang unver-sorgt, obendrein kurz angekettet um Raufereien und ungewollte Trächtigkeiten zu vermeiden.
Die Hunde werden vor der Jagd meist ausgehungert. Sobald sie auf der Jagd ein Kaninchen gefunden haben, das in einen Bau flüchtet, setzen die Jäger Frettchen mit Maukörben ein (auch deren Haltung ist in Jägerhand qualvoll) um die Kaninchen aus ihren Verstecken zu scheuchen. Die flüchtenden Kaninchen werden dann entweder von den Hunden gerissen oder von den Jägern geschossen. Hunde die bei der Jagd „versagen“ sind nutzlos und werden danach oft einfach ausgesetzt, erhängt oder erschlagen.
Unsere „DHABI“ hatte also großes Glück! Die fast eingewachsene, aber abgerissene Kette um ihren Hals zeigte, dass sie sich selbst befreien konnte.
Und sie war – gleichermaßen wie wir – zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Heute sieht man Ihr die durchlittenen Strapazen nicht mehr an.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen das sehr hilfreiche, aber leider recht unbekannte Konzept der Flugpatenschaft näher bringen:
Ohne Flugpaten wäre DHABI heute nicht in Deutschland und die Tierschutz-Organisationen in den südlichen Ländern würden der großen Anzahl der ausge-setzten Hunde und Katzen überhaupt nicht mehr Herr werden. Die Öffentlichkeits-arbeit und die Kastrationsaktionen, die in diesen Ländern von den engagierten Tier-schützern (neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in den Tier-heimen) durchgeführt werden, sind noch nicht so erfolgreich wie es wünschenswert wäre.
Wenn Sie selbst, tierliebe Verwandte, Freunde, Bekannte oder Kollegen mit dem Flugzeug in den Süden verreisen und als Flug-pate für ein oder mehrere Tiere zur Verfügung stehen wollen, können Sie sich vor Reiseantritt z.B. auf den Homepages
www.flugpate.com oder www.flugpate.org
informieren und kostenlos registrieren lassen. Sofern eine Tierschutzorganisation an Ihrem Urlaubsort Bedarf an Ihrem Angebot hat, wird sie sich mit Ihnen in Verbindung setzen.
Die Anmeldung der Tiere im Frachtraum bzw. als „Handgepäck“ in der Kabine wie auch die anfallenden Transportkosten (pro Tier ca. 70,- €) werden von den Tierschutzorganisationen übernommen.
Am Tag Ihrer Rückreise bringen die Helfer die Tiere in Transportboxen oder -taschen rechtzeitig an den Flughafen ihres Urlaubsortes, überreichen Ihnen die Impfpapiere und checken gemeinsam mit Ihnen die vierbeinigen Schützlinge ein. Am Zielflug-hafen nimmt dann ein Vertreter der deutschen Partner-Organisation die Tiere samt Papieren entgegen.
Wie immer können wir in unseren Berichten nur über wenige ausgewählte Aktivitäten und Eindrücke berichten.
Es herrscht nach wie vor viel Leid und Not, aber aufgrund von aktiver und finanzieller Unterstützung kommt es zu erfreulichen und motivierenden Veränderungen die zumindest für einige Tiere die Lebensumstände erträglicher machen oder gar positiv verändern.
Zusammen können wir viel erreichen – das hat uns unsere jahrelange Tierschutz-arbeit immer wieder bewiesen und das wollen wir gemeinsam mit Ihnen gerne auch weiterhin tun!
München, Juni 2009